2011 – irgendwie ein komisches Jahr. Zumindest musikalisch gesehen. Denn eigentlich müssten hier die Hundreds stehen, das wunderbare Berliner Elektropop-Duo, das mich diese zwölf Monate so verzaubert hat. Doch lediglich das europaweite Releasedatum des selbstbetitelten Debutalbums fällt in die vergangenen zwölf Monate – in Deutschland erschien “Hundreds” nämlich schon 2010. Schade. Auf der Suche nach weiteren feinen Nullelfer-Sachen, merke ich, dass so eine Bandfixierung eh nicht gut tut. Denn der Rest fällt etwas hinten runter. Außerdem interessant: Alte Helden wie die Bright Eyes und Death Cab For Cutie schaffen es mit ihren neuen Alben nicht in meine Bestenliste, lediglich bei ersteren ist ein Song dabei.
Ein allzu guter Musikjahrgang war 2011 wohl nicht, es gibt sicher bessere. Und vielleicht ist der nächste einer davon. 2012: Ich wünsche mir jedenfalls mehr Abwechslung und vor allem keine Scheuklappen mehr, wie ich sie diesen Sommer noch trug.
Meine Top 10-Alben 2011:
10. Niels Frevert – Zettel am Boden
Manchmal bedarf es erst eines Konzertbesuches, bevor man auch die aufgenommene Musik eines Künstlers oder einer Band schätzen kann. So geschehen im Falle Niels Frevert. Der Melancholiker hat mich live so begeistert, dass die Platte nun gerade eben noch in die Top 10 für 2011 geklettert ist. Hätte das Jahr mehr Monate (am besten noch mehr von diesen verregneten Halbwintermonaten): Frevert würde weiterklettern.
9. Odile & Odyssey – Hearts Are on the Run
Eine noch unbekannte Band aus Mainz. Das Lo-Fi aufgenommene Debut steckt voller perlig-poppiger Ohrwürmer. Unterstützenswert. (hier mehr)
8. The Brandt Brauer Frick Ensemble – Mr. Machine
Deutscher Elektro-Pop-Jazz. Treibend.
7. Timber Timbre – Creep On Creepin‘ On
Die Stimmung eines dunklen Waldes wollte das Folk-Projekt aus der Nähe von Toronto mit “Creep On Creepin‘ On” wohl beschwören. Nun, das ist ihnen gelungen. Raschel hier, Klimper da. Schön seltsam. Gäbe es diese Platte nicht, würde hier sonst wohl die neue der Wild Beasts stehen.
6. Hundreds – Variations
Und da sind sie ja doch! Eine sehr feine Platte, auf der befreundete Bands des Berliner Duos dazu geladen wurden, ihre Songs zu covern. Teilweise mehr Indie als Elektro. Teilweise auch etwas Kaugummi – aber wie sollte man Songs wie “Solace” oder “Fighter” verhunzen? Geht nicht. Deswegen immer noch auf Platz 6. Nicht-Hundreds-Fans dürften sich hier aber in der Tat eher langweilen.
5. Owen – Ghost Town
Gefälliger Indie aus Chicago. Kantenlos. Ein Wunder, dass diese Platte hier aufgeführt ist. Tja, aber so ist das eben mit kantenlosen Platten – passt man nicht auf, kriegt man sie nicht mehr aus dem Kopf.
4. King’s Daughters & Sons – If Not Then When
Erst diesen Monat hat mich dieses melancholische Etwas von der Insel erreicht. Ich wünschte mir dafür etwas mehr Winter, vielleicht Schnee. Nehmen den Platz ein, den letztes Jahr noch “The Unwinding Hours” belegten.
3. Feist – Metals
Nur auf CD gehört, nicht am PC. Wunderbar zum Wohnung beschallen – was auch immer man gerade tut. Empfehlenswert!
2. Marc Berube & The Patriotic Few – June in Siberia
Spontane Entdeckung aus Kanada. Ein bisschen wie Rufus Wainwright. Und voll von Ohrwürmern.
1. William Fitzsimmons – Gold in the Shadow
Ok, der William ist eine Ausnahme. Denn den habe ich 2011 schließlich auch hoch und runter gehört, hat er doch mit “Gold in the Shadow” die Singer/Songwriter-Platte geschaffen. Warm, wohlig, träumerisch. Wenn man weiß, dass der Mann blinde Eltern hat, weiß man auch, warum er solche Musik macht und seine Stimme so zart und nuanciert dahinschwebt.
Und jetzt:
Meine Songs des Jahres in Videoform:
10. Einar Stray – Little Heart (Hundreds Cover)
9. Wild Beasts – Lion’s Share
8. Waters – Holy Break of Day
7. Jonathan Jeremiah – Happiness
6. Bright Eyes – Jejune Stars
5. Niels Frevert – Ich würd Dir helfen eine Leiche zu verscharren, wenn’s nicht meine ist
4. Mathieu Santos – I Can Hear the Trains Coming
3. William Fitzsimmons – Beautiful Girl
2. Wye Oak – Civilian
1. William Fitzsimmons – The Tide Pulls from the Moon
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