DAF – Der Mussolini
Heute verlassen wir Deutschland, bleiben der alten Tante Faschismus aber noch treu. Es geht nach Italien ins Jahr 1936. Benito Amilcare Andrea Mussolini, ein seltsamer Mann mit Fimmel für protzige Uniformen und Hüte, verkündet die „Achse Berlin-Rom“ und verbündet sich damit mit dem 3. Reich. Zwar war Mussolini bereits über elf Jahre vor Adolf Hitlers Machtergreifung Staatschef in Italien und bald darauf auch alleinherrschender Diktator, zu internationaler Bekanntheit gelangte er allerdings hauptsächlich im Fahrwasser des deutschen Führers.
Der frühere Marxist und ausgebildete Grundschullehrer Mussolini setzte dabei ähnlich wie Hitler auf markante Gesten und konnte sich damit zunächst auch souverän an der Spitze des Landes halten. Nachdem Italien im Zweiten Weltkrieg allerdings ziemlich erfolglos agierte, wurde Mussolini 1943 abgesetzt und 1945 zusammen mit seiner Geliebten Clara Petacci1 von kommunistischen Partisanen erschossen.
Das eigentlich Interessante an der ganzen Sache ist jedoch Folgendes: Während Hitler im heutigen Deutschland als größter Schandfleck der deutschen Geschichte gilt, hat sich in Italien eine gewisse Art von Bewunderung dem Duce gegenüber erhalten. So ist es auch möglich, dass seine Enkelin Alessandra Mussolini als Angehörige der Regierungspartei im italienischen Parlament sitzt. Die anhaltende Beliebtheit des Duce zeigt sich daneben auch am Erfolg des Mussolini-Apps, das sich jeder Hobbyfaschist bis vor kurzem aufs iPhone laden konnte.
Überhaupt scheinen die Italiener ein Faible für machtgeile Machoidioten zu haben, wie man auch am heute regierenden Silvio Berlusconi sieht. Diese Sehnsucht nach einem starken Mann mag vielleicht auch daran liegen, dass man in Italien in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg mehr Präsidenten und Regierungen verschlissen hat als so mancher notorisch erfolgloser Bundesligaverein Trainer.
Bevor ich mich hier allerdings in eine pseudo-psychologische Interpretation der italienischen Volksseele versteige, sagen wir lieber leise Arrivederci und machen uns weiter auf die Reise.
P.S.: Von der Band des heutigen Tages, der Deutsch Amerikanischen Freundschaft – oder kurz: DAF – habe ich zugegebenermaßen wenig Ahnung, aber der Kollege Matze war letztens auf einem Konzert von ihnen und hat an anderer Stelle darüber berichtet.
Der Post erschien ursprünglich im Rahmen der „Reise durch die Zeit„.
- zwar war Mussolini seit 1915 verheiratet und hatte mit seiner Frau insgesamt fünf Kinder, dies hinderte ihn jedoch nicht daran, nebenher mehrere Affären zu führen [↩]
Tags: DAF
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