New End Original – Better Than This (live 2001)
Vor ziemlich genau 98 Jahren, so schreiben es die Geschichtsbücher und Wikipedia, war der Tag, an dem in den Wogen des eisigen Nordatlantiks über 1.500 Menschen starben. Ein Eisberg war der RMS Titanic zum Verhängnis geworden. Ganz so dramatisch sah der Abgang von New End Original neunzig Jahre später zwar nicht aus, doch auch er hinterließ ein großes Loch das – wenn es schon nicht wieder gefüllt wird – zumindest auch verfilmt und per Rezept jedem verschrieben werden sollte.
New End Original, das war die sagenhaft unterschätzte Band von Jonah Matranga, der es weder mit seinem Soloprojekt Onelinedrawing, noch mit den beiden Bands Far oder Gratitude schaffte, jemals im gleichen Fahrwasser zu schiffen, wie mit New End Original. Zwar schmiegte er sich auch mit dem Anagramm Onelinedrawing gemütlich an einen und man freute sich auch bei Gratitude über die liebgewonnenen Jimmy Eat Worldesken Gitarren, doch New End Originals Intensität war außer Reichweite.
Im Dunstkreis von Bands wie Sense Field oder auch den Rival Schools schuf die Band 2001 mit ihrem auf Jade Tree veröffentlichtem „Thriller“ ein Meisterwerk. Einen einsamen Giganten des Laut und Leise, der einem mit „Lukewarm“ zunächst alles andere als lauwarm den süßen Pop-Punk ins Gesicht schmieren konnte, einem dann mit „14-41“ den unweigerlichen Tanzhit servierte, und mit „Hostage“ dann fast wie nebenbei einen der dramatischsten Indiesongs überhaupt aus dem Hut zauberte. „Thriller“ schleudert einen mal brachial und euphorisch durch die Wand, nur um sich danach, fast etwas entschuldigend, todtraurig und reduziert wieder zurückzunehmen. Laut und Leise, klar und verschwommen – die geniale Anordnung der Songs begeistert (und wehe jetzt ruft einer „Neunziger“). Mit „#1Defender“ trauert ein Liebeskummer-Song neben „Halo“, das einen in die Luft schmeisst und bevor man wieder aufkommt wattig und weich umlullt. Ein Meisterwerk des Emo, so wie der Begriff ursprünglich auch gemeint war.
Zu schade, dass es New End Original nicht mehr gibt. Aber der alles fressende New Wave/New Garage/was auch immer verschlang Anfang der Nullerjahre eben scheinbar alles, was da sonst noch so aufkeimte – so zumindest manchmal der äußerst subjektive Eindruck. Emo1 wurde zu Emo2. Ersterer wie weggewischt aus den Geschichtsbüchern und auch aus Wikipedia. Einen Eintrag zu New End Original gibt es nicht, und auch Song Fünf von „Thriller“ scheint wie untergegangen und ist auf YouTube nicht (mehr) zu finden. Er heißt „Titanic“.
Der Post erschien ursprünglich im Rahmen der „Reise durch die Zeit„.
Tags: Far, Gratitude, jimmy eat world, New End Original, Onelinedrawing, Rival Schools, Sense Field
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