Das hier ist die alte, nicht mehr gepflegte Version von indiestreber. Hier schauen wir nicht mehr nach, ob Links oder Videos noch funktionieren, und auch neue Artikel werden hier nicht mehr erscheinen. Unsere neue Seite findest du unter www.indiestreber.de

neueste werke

neueste kommentare

ältere werke

suche


« | home | »

phono pop. ein nachbericht.

von | 17.Juli 2009

Wer diese Seite mehr oder minder aufmerksam liest, sollte inzwischen gemerkt haben, dass die indiestreber insbesondere kleine und gemütliche Festivals mögen. Dazu zählt zweifelsohne auch das Phono Pop Festival in Rüsselsheim. Wenn Rock am Ring „Terminator 3“ ist, dann ist das Phono Pop „Garden State“. Wobei dieser Vergleich assoziationsmäßig etwas hinkt, schließlich gibt es dort keine Wiesen1, dafür aber eine beschauliche alte Festung. Aber nicht nur die entspannte Atmosphäre, sondern auch das Line Up wusste zu überzeugen: Mit Portugal. The Man, Klee, Bonaparte und den Sternen gaben sich gleich mehrere Favoriten des indiestreber-Teams (bzw. besser gesagt von Matze und/oder mir) die Ehre.

Doch nicht nur wir beide sahen das so, denn bereits im Vorverkauf ging der Großteil der 600 Karten weg, und am frühen Freitagabend war das Festival dann ganz ausverkauft. Allerdings war es angenehmerweise trotzdem nicht zu voll. Eine gute Idee war es auch, auf der kleineren Bühne im Hof lokale Bands spielen zu lassen, wenn auf der Hauptbühne Umbaupause war. Und bemerkenswert überhaupt, dass bis auf Portugal. The Man alle Bands aus Deutschland stammten.

Der Freitagabend begann mit Morning Boy aus Frankfurt zwar nicht gerade spektakulär – ihren abgeklärten Indierock hat man dafür einfach schon zu oft von anderen Bands gehört – aber zum Einwippen war es genau richtig. Tele, die danach spielten und scheinbar die Lieblingsband der Festivalorganisatoren sind, waren hingegen nicht mein Fall. Zu radiopoppig war mir das, was da von der Bühne schallte, außerdem gefällt mir die Stimme des Sängers nicht.

Danach war aber dann auch schon das erste Highlight des Wochenendes an der Reihe: Portugal. The Man. Ich sah die Band auf dem Phono Pop bereits zum fünften Mal, und wieder einmal untermauerten sie ihren Ruf als fantastische Liveband. Auch wenn sie nur „gefühlte drei Lieder“ (Matze) spielten – denn dafür verwoben sie diese gekonnt und ergänzten sie auf ihre ganz eigene Art mit Jam-Passagen, die jedoch nie so sehr ausfransten, dass es gestört hätte. Sehr bombastisch das ganze. Besonders die abschließende, knapp zehnminütige Version von AKA M80 The Wolf brachte meine Nackenhaare endgültig zum Stehen.

Zum Abschluss des ersten Abends standen dann noch Klee auf der Bühne, die mir jedoch musikalisch nicht unbedingt zusagen. Pop in Reinform ist eben nichts für mich. Die Showeinlagen von Sängerin Suzie – u.a. mit Kunstschnee – waren jedoch sehenswert. Da sich der eigentliche Zeitplan ein ganzes Stück nach hinten verschoben hatte, konnten wir nur die erste halbe Stunde des Konzerts sehen, dann ging schon die letzte S-Bahn nach Mainz.

Am nächsten Tag kamen wir rechtzeitig zu Diego wieder in die Rüsselsheimer Festung. Bei der Karlsruher Band handelt es um die wohl authentischste deutsche Joy Division/Interpol/Editors-Coverband, die ihre eigenen Songs schreibt.2 Leider waren die nicht so gut wie die der Originale, auf Dauer war der Auftritt deshalb eher langweilig.

Ganz anders dagegen die darauffolgenden The Audience aus Hersbruck bei Nürnberg: Ihr eigenständiger, sympathischer und tanzbarer Indierock war für mich – und den Reaktionen der Zuschauer zufolge auch für viel andere – der erste Höhepunkt des Tages. Ihr engagiert mittanzender und -wackelnder Sänger erinnerte übrigens an eine Mischung aus Jack Black und Simon Indelicate – und konnte dabei gleichzeitig noch mit einer starken Stimme überzeugen! Solche Musik hört man nicht gerade oft von deutschen Bands, und es würde mich sehr freuen, wenn es für diese Band in Zukunft weiter bergauf geht.

Kissogram aus Berlin waren dann mal wieder nicht so mein Fall, doch so konnte ich immerhin ganz in ruhe ein leckeres Fleischpflanzerl vom Grillstand zu mir nehmen. Und diese Stärkung kam auch gerade zur rechten Zeit, denn als nächstes stand das chaotische internationale Musikerkollektiv Bonaparte auf dem Programm. Was das hieß, wurde schnell klar: zackige Gitarrenakkorde, einprägsame Parolen zum Mitgröhlen, bunte Kostüme und jede Menge nackte Haut (sowohl männliche als auch weibliche). Es war wirklich eine geile und schweißtreibende Show, und erst nach der dritten Zugabe gaben sich die Zuschauer zufrieden.

Das führte wiederum dazu, dass der Headliner des Abends, Die Sterne, erst eine Dreiviertelstunde später als eigentlich geplant auf der Bühne stand, wodurch wir auch sie nur gut 20 Minuten sehen konnten – ganz klar der Wermutstropfen des Festivals, aber ich hoffe auf eine baldige Clubtour der Hamburger. Die Band um Frank Spilker war an dem Abend beim Phono Pop jedenfalls sehr gut aufgelegt, teilweise sogar geradezu albern. Aber das auf eine Art, die in Verbindung mit dem Alter der Protagonisten irgendwie putzig wirkte. Beispiele gefällig?! Gerne: Frank Spilkers improviesiertes Phono Pop Theme (auf die Melodie von „Lolly Pop“), seine wiederholt verbalisierte Faszination für die in einem Baum vor der Bühne hängende Discokugel (siehe dazu auch sein Poesiealbumspruch) sowie diverse Zwischenansagen, die mir leider nicht genau im Gedächtnis geblieben sind.

Dazu kam noch, dass Keyboarder Richard von der Schulenberg ein braunes T-Shirt seiner eigenen Band3 trug, was mich beim ersten Blick ziemlich verstörte – doch inzwischen bin ich zu der Überzeugung gekommen: viel cooler geht es nicht. Den Anfang bildeten spielfreudig runtergerockte Songs der letzten beiden Alben, als es dann zu den Klassikern ging, mussten wir – wie bereits erwähnt – leider auch schon unsere Heimreise antreten.

Fotos vom Samstag gibt’s übringens hier zu sehen.

  1. außer auf dem Zeltplatz natürlich, auf dem ich allerdings nicht war []
  2. gerade der Sänger klang wirklich extrem nach Ian Curtis! []
  3. also den Sternen []

künstlerkollektiv: , , , , , , , ,

file under: Festivalsommer 2009, live und in farbe | 1 kommentar »


ein kommentar zu “phono pop. ein nachbericht.”

  1. stiller meint:
    20.Juli 2009 at 8:43 pm

    Schöner Bericht! :)
    Und jawohl, das Phono Pop ist sowas von das Garden State der Festivallandschaft. Fehlen nur noch die Shins. ;)