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Potenzielle Alben des Jahres #7: Captain Planet – Inselwissen

von | 12.Dezember 2009

Captain Planet - InselwissenMuff Potter sind gerade dabei, in Würde abzutreten. Als Anhänger dieser Band braucht man aber beileibe keine Angst vor der musikalischen Zukunft haben. Mal abgesehen von der Tatsache, dass die einzelnen Bandmitglieder ganz bestimmt in anderen Projekten weiter musizieren werden, gibt es meiner Meinung nach drei Bands, auf die sich Muff Potter Fans in Zukunft freuen dürften: Herrenmagazin, Jupiter Jones und Captain Planet. Es war bestimmt keine einfache Aufgabe, dem Insidertipp „Wasser kommt, Wasser geht“ einen würdigen Nachfolger zur Seite zu stellen. Nach einem mehr als zehnmaligen Hörvergnügen bin ich mir allerdings sicher, dass dieses Kunststück den Hamburgern mit „Inselwissen“ ziemlich gut gelungen ist.

Captain Planet sind auch auf ihrem zweiten Album wieder druckvoll, emotional, eloquent, nachdenklich und melodisch. Die Zeilen dieser Band müssen sich nicht reimen. Sie klingen trotzdem gut. Captain Planet schaffen es auf unerklärliche Weise, Dinge auszudrücken, die man bis dahin für unausdrückbar gehalten hatte. Genau deshalb tut man sich auch so schwer, ihre Musik zu beschreiben. Zumindest ich entwickle immer wieder ein Gefühl, mit keinem Wort und keiner Sprache der Welt der grandiosen Musik der Band gerecht zu werden.

Ein Schreiber des borderline fuckup blogs hat das nach meinem Ermessen schon ganz gut hinbekommen:

Die Texte sind greifbar und einfach, klingen aber niemals stumpf, sondern punkten durch enorm viel… Charme! Ständig wird man selbst angesprochen. „Nur so spürst DU dass DU alles kannst“ / „DU weißt es nicht“ / „DU hast’s gesehen“ / „Suchst nach der Form die DU sein wilst“. Das macht den Captain zum perfekten Beifahrer auf sonst so einsamen Autofahrten. Und wenn sich das hübsche Mädel vom Supermarkt endlich mal abholen lässt, dreht sie den Lautstärkeregler, den man höflichkeitshalber vorher zurückdrehte, von selbst wieder hinauf!

Jeder macht wahrscheinlich seine ganz eigenen Erfahrungen mit Captain Planet. Die von Sänger Arne gerufenen Texte packen jedenfalls immer wieder am Ärmel, setzen dich auf einen imaginären Schlitten, um dich gewaltig anzuschubsen und mit einem Affenzahn einen ebenso imaginären Abhang herunterzujagen. Das alles nur, damit man am Ende feststellt, dass man es gut und aufregend fand.

 “blattsport“ ist für mich eine astreine Uni-Hymne über die Schwierigkeit sich zu motivieren und die inneren Zweifel, ob ein stupides Studium aus einsamem Lernen, Prüfungen und Klausuren wirklich das ist, was man will:

„Zeig, was du gelernt hast. Eins und zwei und Blattsport. Im Kampf gegen dich selber. Hast Blut geschwitzt und still gehalten.“

Der Song schließt mit den großartigen Zeilen:

„Es ist der Glaube an die Füße, die dich tragen und der Glaube an dein Herz, das auf dich einschlägt, dass du auch morgen wieder aufstehst, ohne dich zu fragen, ob die Welt sich noch dreht dort draußen.“

Das Album wiederum schließt mit dem Song Parkhaus, dessen großartige Zeilen jetzt auch diese Pseudo-Rezension schließen sollen. Ich kann die Platte jedem nur wärmstens ans Herz legen:

„Kommt doch eher nichts mehr raus aus deinem Mund. Dein Kiefer streikt. Heute sprechen deine Augen und sie plappern alles aus.“

Captain Planet – Inselwissen (2009, Unterm Durchschnitt)


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