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shout out quiet!
von matti | 25.Mai 2007
vielen dank matze für die überleitung, ich übernehme an dieser stelle. es gibt ja tatsächlich alben, die packen einen sofort, und lassen einen so schnell nicht wieder los. „howl howl gaff gaff!“ möchte man rufen, denn dieses album ist so eines. grandios vom ersten bis zum letzten track. ich verstricke mich ja gerne ab und an mal in superlativen, aber dieses, erste album der schwedischen melancholie-indies shout out louds ist und wird immer eines meiner alltime-favourites bleiben.
und es gibt alben, die enttäuschen einen beim ersten erwartungsvollen durchhören, hängen doch am vorgängeralbum viel zu viele emotionen und an der neuen platte viel zu viele erwartungen. besonders oft tritt dieser effekt bei den lange herbeigesehnten zweiten alben von bands auf, die sich mit ihrem debut schon ein denkmal im indiehimmel (oder so) geschaffen haben.
„our ill wills“ von den shout out louds ist genau so ein album. der opener „tonight I have to leave it“ ist absolut tanzbar, sommerlich und unbeschwert und schafft einen nahtlosen übergang vom ersten zum zweiten album. und doch – diese platte soll kein aufguss der ersten werden – im gegenteil. wer auf dem album weiter nach den quirligen tracks wie „hurry up, let’s go“ oder „100°“ von howl howl gaff gaff sucht, wird wohl nicht fündig werden. wie gesagt, manche alben enttäuschen beim ersten hören…
doch es gibt auch alben, die fallen genau in diese kategorie… doch irgendwas hat sich versteckt in den songs, das sich unbemerkt in den auditiven cortex geschlichen hat und von dort aus endorphine, dopamine und serotonine abfeuert. so lange, bis man einer sucht unterlegen ist, und man sich dagegen nicht mehr zu wehr setzen kann.
machen wir uns auf, die sonderbare sache auf diesem album zu finden. sicher liegt sie ganz tief drin, versteckt in den details. björn yttling hat wohl einen großen teil dazu beigetragen, denn er war es der „our ill wills“ im frühjahr dieses jahres produziert hat. björn yttling ist ein drittel von peter, björn & john („young folks„), und ein meister wenn es darum geht große melodien in detailreichtum zu verstecken. drums und percussionelemente spielen auf „our ill wills“ eine sehr große rolle. immer wieder geben sie einen rhythmus vor, ständig tauchen kleine elektronikparts auf, die wieder verschwinden um anderen elementen wie glockenspielen oder streichern platz zu machen. die tracks auf dem alben sind allesamt so fein herausgearbeitet, dass jeder von ihnen somit ein musikalisches gesamtkunstwerk ergibt.
die streicher! vielleicht sind seit patrick wolf genau sie das geheimnis eines überwältigenden sounds. sie besuchen die platte bei „impossible“, reisen mit in die „normandie“ und erreichen in „south america“ ihr finale. der sound erinnert an große seefahrten der kolonialzeit, insgesamt zieht sich das thema „reisen“ wie ein roter faden durch das album. angefangen von einem verlassenen seefahrerhotel in stockholm, in dessen keller erste proben zu „our ill wills“ stattfanden, bis hin zum plattencover auf dem signalflaggen zu sehen sind, die den bandnamen und den albumtitel im fahnenalphabet darstellen.
eine sache, die ebenfalls positive reaktionen im gehirn auslösen könnte, sind die zahlreichen gewollten und ungewollten verknüpfungen zu großen künstlern der 80er jahre. es ist schon erstaunlich wie sehr die stimme von sänger adam olenius an robert smith von the cure erinnert. marko von immergutrocken hat es erkannt:
eine freundin meinte neulich, dass sie gerne die stimme des sängers adams hätte, wenn sie ein mann wär. genau das ist, was man von den shout out louds haben möchte. diese leicht brüchige stimme, viel viel tambourine und diese schönheit, die der natürlichkeit der schweden inne ist.
normandie, time left for love und meat is murder sind lieder wie gemacht für solche großen gefühle. „meat is murder“ dürfte auch dem ein oder anderen the smiths fan bekannt vorkommen, schließlich ist dieser titel eine reminiszenz an das 1985 erschienene dritte album der band um sänger morrissey. auch sonst tauchen an allen ecken überraschungen auf, zum beispiel der titel „blue headlights“, einer chanson-nummer, gesungen und geschrieben von keyboarderin bebban sternborg.
das berüchtigte zweite album. viele bands scheitern hier total, bieten nicht mehr als eine einfache fortsetzung der ersten platte. andere meinen sich komplett neu erfinden zu müssen, und verlieren ihre kontinuität. die shout out louds haben genau diesen spagat geschafft. sie haben nichts von ihrem charme, ihrer süßen melancholie in den texten und ihren hoffnungsgeladenen melodien verloren. mehr noch: mit „our ill wills“ wurde all dies verfeinert duch wundervoll detailreiche arrangements. ein stück perfekte musik.
shout out louds – our ill wills (VÖ: 25.05.2007, bud fox records / haldern pop records)
künstlerkollektiv: bebban stenborg, björn yttling, morrissey, peter bjorn and john, robert smith, shout out louds, the cure, the smiths
file under: platten | 2 kommentare »
25.Mai 2007 at 10:15 am
ja. du hast natürlich recht. ab dem 2. oder 3. hören haut einen die güte (a/k/a gutheit ;) – ihr wisst was ich meine) um. besonders bei blue headlights und impossible.
26.Mai 2007 at 5:11 pm
hey matze lass die blonde in ruhe, die gehört mir!