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drei tage krach! der ultimative southside-festivalbericht (teil 2)

von | 25.Juni 2008

am samstag morgen wurde ich bereits früh von der hitze im zelt geweckt, was aber auch nicht verkehrt war, denn so konnte ich noch in aller ruhe frühstücken und radler trinken, bevor die erste band des tages, die ich mir anschauen wollte, auf der bühne stand. das waren jaguar love, auf deren auftritt ich ziemlich gespannt war, schließlich handelt es sich dabei um ein nachfolgeprojekt zweier von mir sehr geschätzten, aber inzwischen leider aufgelösten bands, nämlich the blood brothers und pretty girls make graves.

der auftritt war auch ganz gut, an die großartigkeit und innovativität der beiden vorgängerbands reicht die musik von jaguar love allerdings lange nicht heran. ihr indie-pop bis -rock war zwar ganz angenehm anzuhören, mehr aber auch nicht, und ob das wirklich das ziel sein kann ist fraglich. johnny whitneys hohe stimme ist außerdem ohne tieferen gegenpart auf dauer doch etwas nervig. naja, mal schauen was das bald erscheinende album bringt. das kurioseste war übrigens der bassist, den ich von weitem noch für eine bassistin hielt (wobei ich mir auch aus der nähe nicht 100%ig sicher war, dass es sich um ein männliches wesen handelte, einigen wir uns einfach auf androgyn). sein outfit bestand aus einem bordeauxfarbenen flanellhemd sowie einer knallengen weißen hose, und dazu hatte er noch eine art john lennon-gedenkfrisur mit passender, dunkel getönter brille. leider (oder zum glück?!) habe ich kein foto davon.

am frühen nachmittag kam dann die aus meiner sicht größte überraschung des festivals: shantel & bucovina club orkestar, die ich vorher nur vom hörensagen kannte, präsentierten eine absolut tanzbare mischung aus klezmer, ska-ryhthmen, osteuropäische melodien und einem schuss rock’n’roll. neben dem frontmann stefan hantel an der gitarre, einem schlagzeuger, einem geiger und bläsern war auch noch eine feurige sängerin dabei. dazu super stimmung im publikum, da gab es wirklich kein halten mehr. und der schlachtruf „disko disko partizani!“ wurde von uns noch den ganzen tag lang immer wieder euphorisch skandiert.

nachdem ich anschließend noch kurz bei enter shikari vorbeigeschaut habe und die mich nicht wirklich überzeugt haben (ich bleibe dabei: horse the band in schlecht), war dann erstmal eine pause nötig, denn der stete sonnenschein machte sich so langsam bemerkbar. und so begang ich das indiestreber-sakrileg, mir kettcar nicht anzusehen. war aber nicht weiter schlimm für mich, schließlich mag ich die band auch nicht so wirklich. soll aber ganz gut gewesen sein, wurde mir gesagt.

bei einem weiteren, wenn nicht gar dem indiestreber-liebling, tocotronic, war ich dann aber selbstverständlicher weise wieder am start, und sogar ziemlich weit vorne. was sich auch gelohnt hat, denn nachdem die feedback-schwaden, mit denen sie auf die bühne kamen, verklungen waren, erblickte ich sie: die graue strähne des dirk von lowtzow. und ich meine nicht irgendein graues haar, sondern genau die strähne, die ihm schon seit anbeginn der tocotronic-laufbahn ins gesicht hängt. zunächst verwirrung. dann der gedanke: vielleicht ist sie ja nur gefärbt! vielleicht kokettiert dvl damit, vielleicht stellt sie ein statement gegen den jugendwahn im rock- und pop-business dar. aber das sind nur spekulationen, die graue strähne bleibt weiterhin mysteriös.

dvl
(photo by chrys/accentsmagazine)

jetzt aber zum eigentlich wichtigen, der musik: los gings mit „freiburg“, bei dem – wie bei allen anderen alten liedern – das publikum jede textzeile begeistert mitgesungen hat. solche klassiker wurden allerdings nur am anfang gespielt, die songs vom aktuellen album kapitulation waren – achtung! jetzt folgt eine wirklich gute anspielung auf eine alte tocotronic-b-seite – in der überzahl. mein persönliches highlight dabei war „sag alles ab“, und auch der schluss mit „explosion“ geriet gelungen. fazit: erwartungen durchaus erfüllt, aber nicht übertroffen.

schade nur, dass sie zehn minuten früher als eigentlich vorgesehen von der bühne gingen und keine zugabe spielten. wobei das auf den ersten blick den vorteil hatte, dass man noch rechtzeitig ins zelt zu the notwist kam. die fingen jedoch sowieso zu spät an und zudem war das zelt bereits gut gefüllt, was wiederum dazu führte, dass es unglaublich stickig war. dazu kam noch, dass the notwist es dem publikum zunächst nicht gerade leicht machten. die ersten songs waren sperrig, langsam und getragen. die zuschauer applaudierten dennoch frenetisch, und als belohnung gab es dann als dritten song „pick up the phone“. ein paar lieder später hielt ich es dann leider nicht mehr aus im zelt und begab mich deshalb an die frische luft.

doch das war nicht weiter schlimm, denn als nächstes stand ein weiteres highlight auf dem programm: niemand geringeres als deichkind, die electro super dance band, die es geschafft hat eine hymne zu schreiben, von der wir dereinst vielleicht unseren enkeln nostalgisch vorschwärmen werden – die rede ist natürlich von „remmi demmi“. an dieser stelle noch eine persönliche anekdote zu deichkind (achtung! wer mit der band nichts anfangen kann sollte diesen sowie die nächsten abschnitte weiträumig umlesen): zum ersten und einzigen mal sah ich sie bisher auf dem folklore im garten-festival in wiesbaden im jahre 2005 – im selben jahr als sie auch bei stefan raabs bundesvision song contest grandios scheiterten. damals kannte man sie noch als hiphop-band, hauptsächlich aufgrund von „bon voyage“. sie galten als one-hit-wonder auf dem absteigenden ast. doch schon damals begannen sie, techno mit hiphop zu mischen und als krönung mit lupenreiner trash-ästhetik aufzutreten. bloß waren sie damit zu diesem zeitpunkt ihrer zeit einfach ein stück zu weit voraus. ein knappes jahr später kam dann die single „remmi demmi“ auf den markt, und wie sie seitdem von neuem durchgestartet sind ist bekannt. wie viele bands sich momentan auf sie beziehen – man denke nur an den ganzen elektro-trash-hype – ebenso.

mich haben sie jedenfalls schon damals bei dem erwähnten auftritt geflasht, aber gleichzeitig auch ziemlich vor den kopf gestoßen. dass jahre später auf mindestens jeder zweiten besseren party sämtliche menschen laut „yippie yippie yeah! yippie yeah! krawall und remmi demmi!“ mitgröhlen würden, hätte ich damals nicht im traum für möglich gehalten.

doch wieder zurück in die gegenwart, zum southside 2008: dass man bei deichkind auf alles gefasst sein muss, bestätigte schon ein blick auf die bühne kurz bevor es losging. in der mitte eine showtreppe, die gut zu einem landenden ufo gepasst hätte, daneben mehrere trampoline, ein schlauchboot und diverses anderes spielzeug. dann kamen sie auf die bühne, vier männer mit neonverzierten schwarzen müllsäcken bekleidet. seit neuestem mit an bord ist übrigens ferris mc, und der fügte sich auch gleich gut ein.

zu beginn gab es erstmal hauptsächliche neue songs vom wohl bald erscheinenden neuen album, diese konnten mich allerdings noch nicht ganz so mitreißen. aber nach knapp der hälfte des auftritts, als die jungs dann warm waren, wurde wirklich nur noch hit an hit gereiht. denn es ist ja keineswegs so, dass die crew vom deich davon nicht genug hätte, wer nicht nur „remmi demmi“, sondern auch das dazugehörige album aufstand im schlaraffenland und ein paar frühere sachen kennt, sollte wissen wovon ich rede. einige ausgewählte höhepunkte: die regenschirmchoreografie zu „papillion“, sarah walkers auftritt bei „ich betäube mich“, wie „limit“ gekonnt übergeleitet wurde in „rocker“ von alter ego, crowdsurfen im schlauchboot und nicht zu vergessen die neue „zitze“, ein mit wodka-o (nehm ich mal an) gefüllter kanister, der oben auf die bühne gehängt wurde und per schlauch das kühle getränk in die ersten reihen spritzte. passend dazu benannten deichkind auch kurzerhand das festival um: so wurde aus southside „saufzeit“ – lässt sich auch viel besser aussprechen. und natürlich gabs zum abschluss, als das publikum wirklich restlos am kochen war, als zugabe nochmal (nachdem es schon im regulären set einmal verballert wurde) „remmi demmi“. wahnsinn!

danach ging es dann schnell weiter zu nofx, die erste hälfte des konzerts hatte ich aufgrund der ungünstigen überschneidung mit deichkind schon verpasst, aber die letzte halbe stunde reichte locker aus, um mich wirklich ans ende meiner kräfte zu bringen. von ihren qualitäten als liveband habe ich ja bereits letztes jahr nach dem area4 geschwärmt, und in dem vergangenen jahr haben diese älteren herren nichts verlernt. punkrock wie er sein muss! mein tetrapak hats allerdings nicht überlebt.

fat mike

und nachdem ich noch kurz der „türlich türlich“-version von jan delay gelauscht hatte, ging es weiter zu den beatsteaks. ich war jedoch inzwischen wirklich zu fertig um mich noch nach vorne zu kämpfen (stehen war schon anstrengend genug), und so blieb ich etwas weiter hinten. auch über die vier berliner und den einen schwaben habe ich mich im vergangenen jahr schon sehr positiv geäußert, und dass sie eine unglaublich gute liveband sind steht sowieso nicht zur diskussion. wobei sie mir bei diesem konzert nicht ganz so gut gefallen haben wie in frankfurt damals, was aber – wie gesagt – unter anderem auch an meinem körperlichen zustand lag. allerdings fand ich die songauswahl diesmal auch nicht ganz so toll (vieles von limbo messiah, aber gerade die besten songs davon nicht), außerdem wurde beinahe jeder song verhackstückt um noch einen mitmachpart zur publikumsbespaßung einzubauen. wird auf dauer auch etwas nervig. ein höhepunkt war aber auf alle fälle, als arnim durchgesagt hat, dass holland bei der em raus ist. und nicht zu vergessen das hinsetzen und diesmal zusätzlich noch t-shirt ausziehen bei „let me in“.

btstks

danach war dann aber auch wirklich verdienter feierabend, an den chemical brothers bin ich noch vorbeigelaufen und habe kurz ihre sehr geile licht- und videoshow genossen, aber obwohl ich die musik an sich nicht schlecht fand: an tanzen war in dem moment einfach nicht mehr zu denken. und so genoß ich lieber die gemütlichkeit des zeltplatzes und ließ die nacht mit ein paar von mister beam (ich meine nicht sam) verfeinerten colas ausklingen.

so, und morgen gehts weiter mit dem sonntag und einer deftigen portion rock.

(wieder alle bilder von sarah, bis auf das erste, das ist von chrys/accentsmagazine)


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ein kommentar zu “drei tage krach! der ultimative southside-festivalbericht (teil 2)”

  1. Southside 2008, die Anderen at andisblog meint:
    26.Juni 2008 at 5:50 pm

    […] jonas — indiestreberMit dem tollen Titel “3 Tage Krach!” blickt jonas in Teilen zurück auf das Southside – bisher Teil 1 und 2. […]