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the thermals am 16.12.2008 im schlachthof in wiesbaden und im gespräch mit fabi. poppig in den tod.

von | 7.Januar 2009

Die Thermals spielten am 16.Dezember im Wiesbadener Schlachthof ihr einziges Deutschlandkonzert 2008. Mit neuer Platte, neuem Präsidenten und einer tollen Stadt im Rücken, zeigten sich die drei gesprächig und zuversichtlich.

Zuallererst sollte man den Blick aber erstmal auf den Herkunftsort der Band richten. Denn jetzt mal ehrlich, wo sind sie denn hin, all die alternativ brodelnden Szenen, die durch den underground kriechend schon so manche Stadt und damit auch deren Bewohner eroberten? Magnetisch alles kreative zu sich sogen? Vorprescher wie London, New York oder gar Seattle gebären zwar immer noch tolle Musik, aber die Kraft der Veränderung ist irgendwo zwischen Hudson und Themse eingeschlummert. Und auch in Hamburg oder Omaha (nicht Obama) war dieses “Da regt sich was-Gefühl” schon mal ausgeprägter und authentischer. Die Indie-Cities stecken fest. Alle? Aber nein, denn zwischen Bergen und Wäldern, unter dicken Wolken, versteckt sich eine Szene, die mit ihrer unaufdringlichen Art schon viele verzauberte. Zuallererst sich selbst. Portland.

“Es ist ein guter und erschwinglicher Ort, um Kunst zu machen”, resümiert Hutch Harris, Sänger und Gitarrist der Band. Zusammen mit Kathy Foster gründete er vor sechs Jahren die Band, die alsbald im eigens dafür gemieteten Haus, dem “Foster Home”, schrieb, probte und auftrat. “Das Melancholische an der Stadt bringt Leute zur Kreativität. Was soll man denn auch machen, wenn es draußen dauernd regnet? – You make art.”

Ganz so melancholisch wie bei den Freunden von den Decemberists oder Shins geht’s bei den Thermals aber nicht zur Sache. Denn was die raushauen ist vor allem eines, nämlich Punk. Frei nach der Fasson, dass man auch mit drei Akkorden und in zwei Minuten alles sagen kann. Das letzte Album “The Body, the Blood, the Machine” handelte zum Beispiel von religiösen Fanatikern, welche die USA in eine Diktatur verwandelten. Mit so grandiosen Songs wie etwa “Pillar of Salt” zogen sie denn auch rasch außerhalb ihrer Stadt erhöhte Aufmerksamkeit auf sich.

Glasklar, dass gegenüber einer politischen Band aus den USA auch der Name Obama eingeworfen werden muss. Hutch lacht, und es klingt fast etwas erleichtert. “Ich wusste es. Wenn wir durch Europa touren, kommen die politischen Fragen. Oh mann, und wir hatten echt ein bisschen Angst. Wie ständen wir denn jetzt da, wenn McCain gewonnen hätte? Nach acht Jahren Bush-Regierung?” Sie lachen und erzählen von dem Volksfest, welches zumindest im Nordwesten der USA am Wahlabend auf den Straßen gefeiert wurde und davon, wie die letzten acht Jahre die Texte der Band beeinflusst hätten.

Auf die Frage, ob sie ohne Bush jetzt nur noch sonnige Musik machen würden, folgt wieder Gelächter. “Unser neues Album ist in der Tat nicht mehr politisch, das hatten wir mit dem letzten vorerst irgendwie ausgereizt. Das neue Album handelt vom Tod.” Die Band lacht weiter.

Die Band, das sind seit kurzem nicht mehr nur Hutch und Kathy, sondern außerdem der frisch aus Seattle zugestoßene Westin Glass. “Wir haben uns auf Tour kennengelernt und irgendwie war schnell alles klar. Westin zog nach Portland und wir hatten einen neuen Drummer. Ein neues Label haben wir jetzt übrigends auch, denn wir wollten einfach alle Rechte an den Songs haben und uns nichts mehr vorschreiben lassen.” So kehrten die Thermals Sub Pop den Rücken und signten bei Killrockstars, wen wundert’s, ebenfalls aus Portland.

Im April soll dann schließlich das neue Album, “Now We Can See” rauskommen. Wüsste man’s nicht besser könnte man auch hier schon wieder an Obama denken. Produziert von John Congleton, der schon Bands wie Modest Mouse oder Logh vertonte, soll die Musik der Thermals nun “etwas poppiger” sein. “Wir haben jetzt auch ein paar Lieder mit über drei Minuten.”

Beim anschließenden Konzert in der Wiesbadener Räucherkammer, nach einem beeindruckenden Auftritt der Mainzer “Sir Toby”, hauen die drei dann schließlich ihren geradlinigen Punk in die Menge. Und diese freut sich, tanzt und schwitzt so viel es geht. Man darf gespannt sein auf das, was da noch kommt. Und die Thermals “kommen im Herbst definitiv nochmal für eine richtige Tour nach Europa!”


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file under: live und in farbe | Kommentare deaktiviert für the thermals am 16.12.2008 im schlachthof in wiesbaden und im gespräch mit fabi. poppig in den tod.


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