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Nerdy is the new cool.
von matze | 18.Februar 2009
I Am A Nerd, Foto von bellafer*@flickr, Lizenz
Vor etwas mehr als einem halben Jahr titelte das San Francisco-Blog des Guardian „Nerd is the new cool“ und veröffentlichte unter diesem Titel ein Interview mit einem Jojo-Großmeister. In Musik und Popkultur gilt dieser Satz wohl schon länger.
„Nerd is the new cool.“ Am besten kann man diese Entwicklung in aktuellen TV-Serien und im Internet beobachten beobachten. Zum Beispiel ist kaum ein Blog in Deutschland so gut besucht wie „Nerdcore“. Und Serien wie The IT-Crowd oder The Big Bang Theory (laufen leider beide [noch] nicht in Deutschland) haben eine große Fanbase. Selbst bei 30 Rock, Tina Feys preisgekrönte Serie über eine Fernsehshow, ist eine der beliebtesten Figuren Frank Rossitano (Judah Friedlander), ein Nerd wie er im Buche steht.
Aber was genau ist ein Nerd? Hier, zur Erklärung, ein Buchausschnitt, in dem ein Nerd beschrieben wird:
„Ich kenne eine Expertin für Elfjährige. Ich bat sie, die heute typische Meinung über die sogenannten vertrottelten Wissenschaftler zu charakterisieren. Ich muß betonen, daß sie die üblichen Vorurteile wiedergibt und sie nicht etwa unterstreichen möchte: Diese Spinner tragen ihren Gürtel direkt unter dem Brustkorb. Sie tragen kurzärmelige Hemden mit Brusttaschen, in denen eine beachtliche Anzahl von Vierfarbstiften und Bleistiften steckt. In einer speziellen Gürteltasche tragen sie einen programmierbaren Taschenrechner. Alle haben eine dicke Brille mit zerbrochenem Nasenbügel, der mit Heftpflaster geflickt ist. Ihnen fehlt jeder gesellschaftliche Schliff, und dieser Mangel ist ihnen nicht bewußt, oder er ist ihnen egal. Wenn sie lachen, geben sie schnaubende Geräusche von sich. Sie quasseln in einer unverständlichen Sprache miteinander. Sie ergreifen jede Gelegenheit, sich in allen Kursen – außer im Sport – ein paar Extrapunkte zu verschaffen. […] Sie schauen auf normale Menschen herab, die sie wiederum auslachen. Die meisten Spinner haben Namen wie Norman. Es gibt unter diesen Spinnern mehr Jungen als Mädchen, aber von beiden genug. Sie gehen nie mit einem Mädchen (oder Jungen) aus. Wenn du ein Spinner bist, kannst du nicht cool sein. Und umgekehrt.“1
In der Musikwelt gibt es freilich ebenfalls Nerds. Ich würde diese in zwei Gruppen einteilen: Zum einen den Musiknerd, wie wir Indiestreber-Schreiber (und wahrscheinlich ein Großteil unserer Leser) es sind, und zum anderen den, nun, ich nenne ihn einfach mal allgemeinen, klassischen Nerd. Und um den soll es gehen.
Der wohl bekannteste, auffälligste und beliebteste Nerd der Rockszene dürfte wohl River Cuomos, Frontmann der Gruppe Weezer sein. Nicht nur wurden in einem der Videos im letzten Jahr zahlreiche Youtube-Videos benutzt und/oder nachgestellt, Cuomos war auch in Harvard und schloss dort (allerdings erst nach 11 Jahren) mit einem Bachelor ab. Und darüber hinaus, das muss an dieser Stelle gesagt werden, sieht Cuomos aus wie ein Bilderbuch-Nerd: Hornbrille, Hemd oder Strickpulli, und und und.
River Cuomos, Foto von leandromp@flickr, Lizenz
Einen etwas anderen Weg schlagen dann eher die Bands ein, deren Songs voll von Nerd-spezifischem Humor sind. Namentlich sind das zum beispiel die Barenaked Ladies (die auch den Titelsong von „The Big Bang Theory“ gemacht haben), Lemon Demon (bekannt vor allem für „The Ultimate Showdown of Ultimate destiny„) oder hin und wieder auch Bishop Allen.
Und natürlich They Might Be Giants. TMBG machten Musik von und für Nerds schon lange bevor Nerd-sein cool war. Und machen es bis heute. Na ja, die letzten zwei Alben waren Kinderlieder-Alben, aber auf den restlichen 11 Studio- und noch einmal in etwa genauso vielen sonstigen Alben waren jede Menge musikalische Leckerbissen dabei
They Might Be Giants – Purple Toupee
… und wer weiß, vielleicht gründet ja der physik-nerd, mit dem man abi gemacht hat, auch einmal eine tolle Band. Wer weiß.
Natürlich gibt es noch viel mehr Nerd-Bands, ich würde sogar sagen, dass das gesamte phänomen „Math-Rock“ ein reines Nerd-phänomen ist, aber das hier sollte ja auch nur eine kurze Einführung sein.
- Sagan, Carl: Maxwell and the Nerds, In: Der Drache in meiner Garage – oder die Kunst der Wissenschaft, Unsinn zu entlarven. Droemer Knaur Verlag, München 1997: S. 448-449. (gefunden via Wikipedia) [↩]
künstlerkollektiv: Barenaked Ladies, bishop allen, Lemon Demon, they might be giants, weezer
file under: audio, und so | 1 kommentar »
20.Februar 2009 at 2:57 pm
Meine erste Assoziation war ja dieser junge Herr: http://en.wikipedia.org/wiki/Jack_Lawrence_(bassist)