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Das Jahrzehnt aus Sicht der indiestreber. Teil 28: matzes 2009.
von matze | 3.Januar 2010
… und damit sind wir fast schon in der Gegenwart. Mit dem erstellen unseres Jahresrückblicks 2009 wollten wir nämlich, genau wie mit einem letzten Rückblick auf die vergangenen zehn Jahre, wenigstens warten, bis die 1 an der vorletzten Stelle der Jahreszahl steht. Und das ist ja nun seit drei Tagen der Fall.
Konzert des Jahres
Schon als ich auf dem Konzert war, wusste ich, dass ich es so schnell nicht vergessen werde: Gisbert zu Knyphausen auf dem elterlichen Weingut in Eltville. Es war einfach ein zu schöner Tag, um nicht zum besten Konzertbesuch des Jahres zu werden: Superwetter, nette Leute, ein Super-Ambiente, guter Wein, Festivalfeeling und tolle Musik. Ich glaube, wir werden es zur Tradition machen, einmal im Jahr zur Familie zu Knyphausen zu pilgern.
Videos des Jahres
Letztendlich habe ich mich entscheiden müssen zwischen zwei wunderbaren Videos. Das eine hat den Titel verdient, weil es von meiner Band des Jahres und darüberhinaus mit einer Superidee ausgestattet ist, das andere, weil es wohl zu den Aufwendigsten Videos des Jahres gehört und ebenfalls mit einer Bomben-Idee aufwartet.
Trotzdem hat es für die japanische Band Sour nur für Platz 2 gereicht.
Auf Platz 1: Slow Club.
slow club – trophy room (vorher auf indiestreber)
Songs des Jahres
Und wieder einmal stellt sich hier die Frage, was eigentlich einen Song des Jahres ausmacht. Ich habe hier ehrlich gesagt Bands bevorzugt, die es meist ziemlich knapp nicht in meine Album-Top-10 geschafft haben. In einem Fall überstrahlte der Song allerdings den Rest des Albums so sehr, dass die Band in beiden Listen auftaucht.
Deshalb gilt auch hier wieder: Denkt euch jede Menge Songs von den Alben des Jahres (die im Anschluss stehen) noch dazu.
Platz 1: Emmy The Great – Mia
Emmy the Great gehört zu genau der Gruppe, die um Platz 11 meiner Album-Jahrescharts herum platziert sind. Aber auch davon abgesehen hätte Mia wohl den Sprung in die Song-Top-10 geschafft, wenn nicht sogar den selben Platz wie jetzt. Eine kleine Liebesgeschichte mit der korrekten Aussprache von M.I.A. zu kombinieren, ist einfach zu unwiderstehlich – besonders wenn das ganze so wunderschön daherkommt wie bei diesem Song.
Platz 2: Art Brut – DC Comics and Chocolate Milkshakes
Art Brut war lange Zeit so eine Band, bei der ich nicht so recht wusste, ob ich sie jetzt mochte oder nicht. Mit dem aktuellen Album Art Brut vs. Satan, vor allem DC Comics and Chocolate Milkshakes, der Hymne an das Kind im Manne, hat sich das nun geändert.
Platz 3: Florence and the Machine – Kiss with a fist
Das Album Lungs von Florence and the Machine hat es deshalb nicht in die Top 10 geschafft, da drei Songs doch ziemlich herausstechen, darunter eben dieser:
- Ben Kweller – Fight
- Bernd begemann – die neuen Mädchen sind da
- Matt & Kim – Daylight
- The Virgins – Teen Lovers
- Mumford and Sons – Little Lion Man
- Olli Schulz – Wie sie
- Dizzee Rascal – Bonkers
Die Alben des Jahres
Bei den Alben wird es etwas gruselig, denn vier der ersten fünf Plätze sind von Bands besetzt, die Christian vom taz-Popblog vor einem Jahr als Newcomer 2010 vorhersagte. Meinen Musikgeschmack so genau treffen kann nicht einmal ich selbst.
Aber seht selbst, hier meine Alben-Top 10 2009, von Platz 10 aufwärts:
10. Les Trucs – schönen grusz vom getriebe
früher einmal hab ich ja gar keinen elektro gehört. und mittlerweile sowas!? man könnte es krach nennen, man könnte aber auch genau hinhören und melodien, musik und manchmal sogar tolle texte hören. und live ist das ganze sowieso grandios – wie ich alleine 2009 zweimal erleben durfte. (längere rezi)
9. Element of Crime – Immer da wo du bist, da bin ich nicht
alleine der titel des albums ist es schon wert, dass die platte hier steht. und auch sonst liefern sven regener und seine mannen wieder schönsten deutschen indie-pop ab. geschichten erzählen, das kann er halt.
8. portugal. the man – the satanic satanist
ich habe ja portugal. the man erst dieses jahr entdeckt, und dann bringen die gleich so ein großartiges album heraus. ihr poppigstes, und deshalb in meinen augen auch bestes album überhaupt. aber da kann euch jonas glaub ich mehr zu sagen – der ist nämlich, wie ihr wisst, schon lange portugal.the man-fan.
7. k.i.z. – sexismus gegen rechts
wenn mir noch vor wenigen monaten jemand erzählt hätte, dass ich mal k.i.z. hören würde, na ja, dann hätte ich das nicht geglaubt. und dann hörte ich in die musik vor allem dieses album und seinen vorgänger hahnenkampf rein, und merkte, wie ausgefeilt die raps sind und wie poetisch teilweise beleidigungen sein können. und eines der besten Albumcover hat Sexismus gegen Rechts auch noch.
6. muff potter – gute aussicht
muff potter fand ich bisher immer nur theoretisch gut. so richtig reingehört hatte ich mich nie. dieses letzte album der bandgeschichte – mittlerweile hat sich die band nach einer umjubelten abschiedstour aufgelöst – glänzt aber über weite strecken und war 2009 das beste, was an musik aus deutschland kam.
5. the pains of being pure at heart – dto.
als mich letztens jemand auf dieses album ansprach, meinte ich noch: „ja, kenn ich. ist so la-la.“ und dann hörte ich nochmal rein, und war begeistert. wunderbare popmusik, mal düster, mal nicht. aber immer toll. (rezi)
4. passion pit – manners
passion pit ist glaub ich eine von diesen bands, die man entweder liebt oder hasst. schließlich ist der falsett-Gesang von Michael Angelakos durchaus gewöhnungsbedürftig. Aber er macht auch irgendwie den Reiz mit aus. Ein tolles Debutalbum ist Manners auf jeden Fall.
3. Mumford & Sons – Sigh no more
erst vor kurzem entdeckt. die single „little lion man“ kannte ich schon länger, der rest des albums ist aber ebenso großartig – obwohl bluegrass eigentlich das saxophon unter den musikrichtungen ist: völlig überflüssig. Aber die Musik von Marcus Mumford und seinen Mannen1 ist das beileibe nicht.
2. Tegan & Sara – Sainthood
ich liebe die Musik von tegan and sara, mit jedem neuen album mehr und mehr. sainthood klingt rockiger als die vorgänger, ist aber mindestens genauso eingängig. auch wenn das cover etwas seltsam anmutet, die musik auf dem album – mittlerweile schon das Sechste – ist mal wieder wunderbar.
1. Slow Club – Yeah So
und noch ein debutalbum. slow club wurden ja wie so viele bands in den letzten jahren vor allem durch die musikblogs bekannt. diese bekanntheit kam völlig zurecht, war doch ihr folk-pop die schönste musik des jahres 2009. das album war die perfekte sommermusik und funktioniert auch im dezember noch. (längere rezi)
Und sonst?
Ich war bei insgesamt 89 Auftritten von 86 verschiedenen Bands. Bonaparte habe ich dreimal gesehen, Les Trucs zweimal. Insgesamt war ich auf 19 Konzerten und 9 Festivals bzw. (Stadt-, Straßen- etc.)Festen. Konzerte machten meine Tages- bzw. Abendgestaltung von insgesamt 33 Tagen aus. Wenn ich mich nicht verzählt habe.
Ich habe, wie die Charts oben zeigen, wieder ein wenig angefangen, Hiphop zu hören. Wenn aber das Feuilleton im Moment dabei ist, den (Amerikanischen) Hiphop totzuschreiben, kann ich da auch nicht viel zu sagen, denn ich höre ziemlich ausgewählt. Allerdings zählen neben Sexismus gegen Rechts noch mindestens zwei weitere Hiphopalben zu den besten Alben des Jahres: Speech Debelle mit Speech Therapy (mit Songs wie The Key) sowie Lady Sovereigns Jigsaw.
Und dann gab es ja noch jede Menge Alben, die die Erwartungen nicht erfüllten: Über die jeweils dritten Alben der Mediengruppe Telekommander, Editors, Bishop Allen, den Arctic Monkeys sowie Maximo Park hab ich mich ja schon ausgelassen, dabei aber The Sounds vergessen. Genauso enttäuschend waren aber auch die neuen Werke von Jarvis Cocker, Charlotte Gainsbourgh sowie Phoenix. Wobei, die beiden letzten hatten wenigstens ein paar gute Songs.
Und das beste zum Schluss: Die zwei besten CD-Rezensionen fanden sich auf faz.net (Eric Pfeil2 über Franz Ferdinand) und in der intro (Linus Volkmann über Curse). Unterschiedlicher können Texte kaum sein, exzellent sind sie aber beide.
Und jetzt ihr: Bis Dienstag noch könnt ihr abstimmen bei unseren Jahres- und Jahrzehntcharts. Hier geht’s lang.
- die im übrigen nicht wirklich seine Söhne sind [↩]
- überhaupt kann kaum jemand so gut über Musik schreiben wie er [↩]
künstlerkollektiv: arctic monkeys, art brut, Ben Kweller, bernd begemann, bishop allen, bonaparte, charlotte gainsbourgh, curse, dizzee rascal, editors, element of crime, Emmy the Great, Florence and the Machine, franz ferdinand, Gisbert zu Knyphausen, Jarvis Cocker, k.i.z., lady sovereign, les trucs, m.i.a., matt & kim, maxïmo park, mediengruppe telekommander, muff potter, mumford & sons, olli schulz, pains of being pure at heart, Passion Pit, phoenix, portugal. the man, Slow Club, sour, speech debelle, tegan and sara, The Virgins
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3.Januar 2010 at 11:13 pm
mir wird nachgesagt, ich schwelge zu oft in superlativen, aber eric pfeil ist der beste musikjournalist der welt :0)
fast forward lief unter seiner regie und sein blog ist auch einsame spitze: http://faz-community.faz.net/blogs/pop/default.aspx
danke für die erwähnung, matze!