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Untied States – Instant Everything, Constant Nothing. Die tägliche Dosis Klaustrophobie.
von jonas | 30.April 2010
Untied States aus Atlanta, Georgia machen es dem Hörer nicht leicht. Schon wenn man ihren Namen schreiben will, muss man sich darauf konzentrieren, nicht gewohnheitsgemäß das „t“ mit dem „i“ zu vertauschen. Und auch ihre Musik wendet sich sehr deutlich gegen alltägliche Hörgewohnheiten. „Instant Everything, Constant Nothing“ stellt deswegen zunächst eine ziemliche Herausforderung dar.
Denn den Wohlklang meiden Untied States wie der sprichwörtliche Teufel das Weihwasser, auch wenn sie versuchen, die Dissonanzen mit Melodien zu versöhnen. Die Band klingt etwa so kratzbürstig wie Sonic Youth Mitte der 80er.1 Aber Songtitel wie Bye Bye Bi-Polar oder Wrestling With Entropy In The Rehabbed Factory lassen auch kaum auf sonnigen Feelgood-Rock schließen. Schon eher bietet „Instant Everything, Constant Nothing“ den Soundtrack zum Rollos runterziehen und sich unter der Bettdecke verstecken.
Der Bass knarzt mürrisch, die Schlagzeugbecken scheppern, schiefe Gitarrenakkorde hauen dazwischen, die Stimme scheint von weit draußen zu kommen. Gewohnte Songstrukturen werden dabei aufgebrochen, man weiß nie so ganz was als nächstes passiert. Auf Mitsingrefrains wartet man jedenfalls vergebens. Das alles trägt zu der klaustrophobischen und leicht verstörenden Atmosphäre bei, die das Album erzeugt.
Gerade die ersten drei Songs Gorilla The Bull, Not Fences Mere Masks und Unsilvered Mirrors strotzen nur so vor Verzweiflung und Energie. Mit den darauffolgenden Liedern lassen es Untied States dann etwas subtiler angehen. Beeindruckend ist dabei unter anderem, wie lebensmüde sie in These Dead Birds selbst einen eigentlich beschwingten 6/8-Takt klingen lassen können. In Take Times For Always wird dann anschließend wieder Gift und Galle gespuckt. Holding Up Walls entspricht dagegen wohl ihrem Verständnis einer zugänglichen Single, klingt allerdings immer noch mehr nach aufgeschlagenen Knien als nach Tanzfläche.
Kurz: Dieses Album könnte wohl sogar Sven Väth die gute Laune austreiben. Freunden von hinter- und abgründigem Noise-Rock mit Avantgarde-Einschlag vermag es dafür ein zufriedenes Grinsen ins Gesicht zu zaubern.
Untied States – Instant Everything, Constant Nothing (ab 30.4.10, Distile Records)
- Man ertappt sich sogar teilweise dabei, wie man erwartet, dass gleich Kim Gordons heiser-burschikose Stimme einsetzt. [↩]
künstlerkollektiv: sonic youth, sven väth, Untied States
file under: platten | Kommentare deaktiviert für Untied States – Instant Everything, Constant Nothing. Die tägliche Dosis Klaustrophobie.
kommentare verboten. was wir schreiben, stimmt auch.