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Beat!Beat!Beat! „In Viersen ist halt Pop der Punk.“ Ein Interview.

von | 4.Juni 2010

Mittlerweile ist das Konzert im Schlachthof auch schon eineinhalb Wochen vorbei. Vorher hab ich die Jungs von Beat!Beat!Beat! nicht nur das Poesiealbum ausfüllen lassen, sondern mich mit ihnen auch unter anderem über die Schule, das Leben in der Kleinstadt und das Dasein als sehr junge Band unterhalten. Und heute endlich habe ich das Interview auch abgetippt.

Auf eurer myspace-Seite steht unter anderem, dass ihr momentan am Schmieden großer Pläne seid. Bezieht sich das nur auf euch als Band oder auch auf euer Privatleben – zumal die meisten von euch ja letztes oder dieses Jahr Abi gemacht haben?

Joshua: Ich geh noch weiter zur Schule, und mach nächstes Jahr mein Abi. Marius und Tim sind schon fertig und schauen jetzt erst einmal wie groß das mit der Band noch wird. Gerade weil auch das Album ansteht, was ja auch viel Arbeit macht, ist es ungünstig, ein Studium oder so anzufangen. Die beiden sind aber mit dem Zivildienst auch schon durch. Moritz hat morgen seine mündliche Prüfung und hat danach sein Abi hoffentlich in der Tasche. Ich denke aber, wir schauen jetzt erst mal, dass wir das Album in den Kasten kriegen und je nachdem, was das für Wellen schlägt, entscheiden wir, wie es weitergeht. Studieren werden wir aber denke ich früher oder später schon noch, nur ob das jetzt nächstes Jahr ist oder wann anders, das hängt schon irgendwie auch mit der Band zusammen.

Wie läuft das dann mit der Schule, wenn ihr auf Tour seid? Kriegt ihr extra frei oder könnt ihr dann nur in den Ferien touren?

Marius: Bisher mussten wir immer in den Ferien touren. Im Sommer, auf den Festivals, ist das ja eh meistens am Wochenende – da war das nie ein Problem. Da konnte man das dann meistens so klären, dass man die 5. oder 6. Stunde ausfallen lassen konnte. Die Touren waren bis jetzt halt immer in den Ferien. Die jetzige passte zum Beispiel gut wegen Pfingsten. Aber das muss man halt immer klären mit der Schule, oder die Touren halt in den Ferien machen.

In Deutschland ist es, im Gegensatz zu England ja ganz schön ungewöhnlich, als junge Band mit solcher Musik, wie ihr sie macht, bekannt zu werden. Und man hat es dann, würd ich zumindest vermuten, ziemlich schwer, ernstgenommen zu werden neben den ganzen Mitte 30-, Anfang 40-Bands. Habt ihr euer junges Alter jemals als problematisch empfunden?

Joshua: Ganz im Gegenteil. Die Leute kommen uns, ich will nicht sagen „mit einer besonderen Gunst“ entgegen, aber die sind zum Teil schon beeindruckt, dass wir eben so jung sind und trotzdem schon die Musik machen, die wir machen. Und von Musikern aus Deutschland… Na ja, unser Plattenchef und Freund ist ja Dennis Scheider von Muff Potter, unser Booking macht GHVC, und da lernen wir jetzt auch jede Menge Leute aus der Branche kennen. Und die sind alle super aufgeschlossen und da steht das Alter nicht so im Vordergrund. Man spekuliert glaub ich eher darauf, was noch aus uns werden kann, gerade weil wir so jung sind. Da ist ja hoffentlich auch noch Steigerungspotential drin. Selbst wenn wir jetzt drei Jahre nichts mehr machen, und dann wieder rauskommen, sind wir ja immer noch ziemlich jung und das ist echt ein Luxus.

Könnt ihr euch denn vorstellen, in 20 Jahren oder so immer noch auf der Bühne zu stehen?

Joshua: Joa, ich mein, wir haben uns eigentlich alle mehr oder weniger dafür entschieden, dass Musik unser Ding ist. Wenn das klappt, dass man davon ein bisschen Leben kann, wäre das Super. Wenn nicht, ist auch nicht schlimm, weil jeder von uns trotzdem weiter Musik machen würde. Ob still und heimlich oder auf der Bühne, ist dann eine andere Sache. Ob ich mit dreißig noch auf der Bühne stehen will, kann ich echt nicht sagen, aber im Moment kann ich kein Ende absehen.

Noch in diesem Jahr soll eher erstes Album erscheinen. Wie weit seid ihr damit?

Joshua: Die Songs sind geschrieben, ein paar Demos haben wir schon aufgenommen.

Werden die dann auch Live schon gespielt?

Joshua: Ein Teil davon, noch nicht alle. Ein Großteil der Songs ist im Liveset dabei. Wir müssen das auch Live erproben. Ich glaub, wir könnten keinen Song aufs Album nehmen, den wir nicht Live schon erprobt hätten.

Gab es denn auch schon Songs, die ihr Live gespielt habt und die dann gar nicht angekommen sind und deshalb wieder verworfen wurden?

Joshua: Eher andersherum. Es gab schon ein, zwei Songs, die wurden immer wieder eingefordert, aber wir spielen die eigentlich nicht mehr so gerne. Wir haben natürlich schon Songs geschrieben, die wir auch wieder aus dem Liveset verbannt haben, ganz einfach, weil wir mit 16, 17 mit der Band angefangen haben. In den zwei Jahren haben wir aber so viel Entwicklung durchgemacht, auch was den Stil angeht, so dass wir unheimlich viel nicht mehr spielen wollen, weil es einfach nicht mehr passt. Manche alten Songs gefallen uns einfach nicht mehr, aber so Reaktionen aus dem Publikum, dass bei bestimmten Songs Tomaten auf die Bühne geflogen sind oder so, hatten wir noch nicht.

Ihr kommt ja aus Viersen, einer relativ kleinen Stadt. Schlägt sich das auch irgendwie nieder in euren Songs, würdet ihr also anders klingen, wenn ihr aus Berlin oder Hamburg kommen würdet? Oder wäre zumindest eure Karriere anders verlaufen?

Tim: Anders klingen glaub ich nicht. Kann ich aber schlecht einschätzen. Wir würden glaub ich immer noch wir selbst sein, und Karrieremäßig ist es glaub ich gefährlich, in Berlin zu leben, wenn man als Band anfängt. Die Karriere wäre auf jeden Fall anders verlaufen.

Moritz: Mittlerweile macht es glaub ich auch keinen so großen Unterschied mehr, ob man aus Brooklyn oder aus Viersen kommt, man bekommt ja durch das Internet überall den selben Input. Wir hätten glaub ich die gleichen Vorbilder, wenn wir aus einer Metropole kommen würden. Aber dort gäbe es dann tausend andere Bands, die auch fresh klingen. Da ist es dann halt schwerer herauszustechen. Wir hatten halt Glück, dass wir im Dorf halt nur so Punkbands hatten, von daher war es ein bisschen leichter, aufzufallen.

Also gibt es definitiv einen Standortvorteil Viersen?

Joshua: In Viersen ist halt Pop der Punk, quasi. Also, wenn man Popmusik macht, ist man dort eher der Außenseiter, und die Punks sind mehr so der Mainstream in Viersen. Dazu kommt auch noch, dass wir von Anfang an oft auch in Köln unterwegs waren, dort auch relativ früh schon Konzerte gespielt haben. Marius wohnt mittlerweile auch dort. Ich glaube, wir sind auch nicht so die Kuhschubser, die Dorfkinder, die auf einem Bauernhof leben. Wir konnten uns daheim halt abseits von einer Szene entwickeln. Und das find ich ein bisschen bemerkenswert.


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